Fußballclub Ingolstadt 04 vs. Kieler Sportvereinigung HolsteinAudi Sportpark, 29. April 2018, Endstand 1:5
Läge Bayern am Meer, so wäre es durchaus eine Option, hier zu leben. Natürlich nur, wenn auch Holstein hier ansässig wäre. Aber trotzdem hat dieses Bundesland durchaus etwas für sich. Besonders an diesem frühsommerlichen letzten Aprilwochenende präsentiert sich das südlichste Bundesland von seiner besten Seite. Bei all dem Mist, den sich die DFL in Sachen Spieltagsplanung einfallen lässt, diesmal wollen wir uns nicht so richtig beschweren. Denn laue Abende, bzw. Vormittage im Biergarten gehören sicherlich zu den angenehmeren Dingen des Lebens.
Kein Wunder also, dass nach dem Frühstück im Augsburger Nachtlager noch ein zweites Frühstück in Ingolstadt angepeilt wurde. Und zwar im Biergarten – wo auch sonst, in der Stadt, in der 1516 das Deutsche Reinheitsgebot verkündet wurde. Dass man in Bayern war, merkte man spätestens bei der Bestellung des "kleinen" Bieres. Beim Servieren entschuldigte sich die Bedienung – ein Halber sei das kleinste. Der Weg nach Ingolstadt führte übrigens unter Anderem durch Schrobenhausen. Spargel hier, Spargel da. An jeder zweiten Ausfahrt wurde das weiße Gold verkauft.
In der Liga schien Gold schon vergeben zu sein, da die Fortuna am Samstag den Aufstieg in das Oberhaus klar gemacht hatte und mit einem Vorsprung von fünf Punkten nur noch schwer einzuholen sein dürfte. Und auch Silber wurde am vergangenen Montag von Nürnberg deutlich verteidigt. Aber so wie der Hamburger SV mal wieder (derzeit erfolgreich) nach jedem Strohhalm greift, so durfte auch der Kieler zumindest noch theoretisch auf einen Direktaufstieg hoffen. Dass aber auch Platz drei nach wie vor ein sensationeller Erfolg für Holsteins erste Zweitligasaison nach 36 Jahren wäre, kann nicht oft genug betont werden. Trotzdem erhofften sich die Störche und ihre Anhänger natürlich ein ordentliches Saisonfinale und zu dem gehört bekanntermaßen auch das eine oder andere Erfolgserlebnis. Zuletzt schlug die emotionale Kurve in Extremen aus. Ein kaum zu glaubender Kantersieg vor beeindruckender Kulisse in Dresden, gefolgt von einer bitteren Niederlage gegen den Tabellennachbarn Nürnberg zu Hause. Und Ingolstadt war trotz des Tabellenplatzes nicht zu unterschätzen. Mit nur vier Punkten Vorsprung auf die Abstiegsrelegation wollten auch die Schanzer um jeden Preis punkten. Und die Qualität der Oberbayern war bekannt.
Das letzte und bisher einzige Spiel in Ingolstadt liegt inzwischen mehr als acht Jahre zurück. Damals noch im alten ESV-Stadion, das inzwischen von der zweiten Mannschaft bespielt wird. Etwas außerhalb auf der grünen Wiese ist im selben Jahr der Audi Sportpark entstanden, der die neue Heimstätte des FCI geworden ist. Wie viele Stadien dieser Generation ein wenig Austauschbar. Besonders bei strahlendem Sonnenschein erweist sich die Lage als ungünstig. So waren vor und nach dem Spiel quasi keine schattigen Plätzchen zu finden.
Kieler SV Holstein vs. 1. Fußball-Club Nürnberg, Verein für Leibesübungen23. April 2018, Endstand: 1:3
Die Gemütslage war im Vorfeld des Spiels doch sehr unterschiedlich. Gingen einige immer noch von dem Spiel in Dresden euphorisiert das erste Bundesligamontagsspiel für die KSV an, so waren manche durchaus auch nervös. Wiederum andere waren einfach nur tiefenentspannt. Einig waren sich die meisten jedoch sicherlich was die Kulisse anging. Flutlicht, Spitzenspiel, rund zweieinhalbtausend Gäste und ein traditionsreicher Gegner – das konnte sich keiner, der auch nur ansatzweise für Holstein interessiert, entgehen lassen.
Dementsprechend war die Hütte aka Holstein-Stadion mit 11.874 Zuschauern zum Bersten gefüllt. Und auch das Medieninteresse rundherum war gegenüber den sonstigen, bereits schon gut mit Pressevertretern bestückten Spielen, nochmal gestiegen. Das Spektakel 2. Bundesliga hat mitunter surreale Züge angenommen. Und das nicht nur wegen der Ansammlung überdimensionaler Plüschtiere, die sich diesem Spieltag rund ums Stadion tummelten.
Pauschal ist das ja aber auch nicht schlecht. Irgendwie fühlt sich der Holstein-Anhänger ja auch durchaus gebauchpinselt, wenn der Gegner mit dem nötigen Respekt anreist.
Die Voraussetzungen für einen stimmungsvollen Montagabend waren also gegeben. Leider trübte eine Nachricht aus der Vorwoche die Laune trotzdem. Die vom DFB auferlegte Geldstrafe in Höhe von 34.000 EUR sollte auf die Fans umgelegt werden. Eine Herangehensweise, die nicht jedem Holstein-Fan gefiel und durchaus auch Raum für Kritik lässt. Genau diese sollte in der ersten Hälfte durch einen Protest der Kurve geäußert werden. Die Befürchtung einer stillen ersten Hälfte, wie es vor Beginn im Raum stand, bewahrheitete sich allerdings nicht. Nach genau 19:00 Minuten, in denen nur der Gästeblock lautstark auf sich aufmerksam machte, stimmte auch die Westkurve im Holstein-Stadion ihre Lieder an. Aber so ganz wollte im gesamten Spiel keine dem Anlass und der Kulisse entsprechende Stimmung aufkommen. Rückblickend vielleicht einer der unbefriedigendste Umstände am heutigen Tag.
Niendorfer Turn- und Sportverein von 1919 vs. Turn-und Sportgemeinschaft Dassendorf von 1948Sportanlage Sachsenweg, 22. April 2018, Endstand: 0:2
91 Teams ist die respektable Summe, auf die der Niendorfer TSV im Norden Hamburgs kommt, mit 8.235 Mitgliedern ist der am 13. Juli 1919 gegründete Verein zudem einer der mitgliederstärksten an der Elbe. Fußball gehörte bei der Gründung zunächst einmal nicht zum Programm, diese Sparte kam erst 1936/37 dazu. Die Nachwuchsförderung ist seit je her von zentraler Bedeutung, 2015 wurde der NTSV zum besten Verein Hamburgs im Bereich Jugendfußballausbildung gewählt. Die Junioren sind nach dem Hamburger SV und dem FC St. Pauli zudem die dritterfolgreichsten in der Hansestadt und auch die 1. Herren ist meistens Stammgast in der Spitzengruppe der Oberliga.
Die Fußballer tragen ihre Heimspiel am Sachsenweg aus, dessen Rasenplatz neben dem kultigen Sprecherturm mit angeschlossener Versorgungshütte über einige Stufen Ausbau entlang einer Längsseite verfügt.
Klub Sportowy Polonia Hamburg von 1988 vs. Fußballclub Schnelsen von 2010Sportplatz Finkenau, 22. April 2018, Endstand: 3:3
Sonntagmorgen. Der Blick aus dem Fenster verheißt einen sonnigen Tag und deshalb befindet sich der Schreiber bereits kurz nach dem Aufstehen auf der Autobahn Richtung Hamburg. Abfahrt Schnelsen Nord, doch wird der Flughafen rechts liegen gelassen, auch wenn die abhebenden Flugzeuge immer wieder ein wenig Fernweh wecken. Ein bisschen fühlt es sich aber doch so an, als wenn die Reise noch etwas weiter geht als die restlichen zehn Kilometer in den Stadtteil Uhlenhorst.
Ein wenig versteckt liegt dort der Platz des KS Polonia Hamburg, wie am Namen unschwer zu erkennen ist, handelt es sich bei Polonia um den Verein der polnischen Minderheit in der Freien und Hansestadt. Als erste Anlaufstelle für schon länger an der Elbe lebende Polen, aber auch polnische Studenten wurde der Verein vor 30 Jahren gegründet – und nahm innerhalb kurzer Zeit eine durchaus beachtliche Entwicklung: Im ersten Jahr ging es von der Kreisklasse in die Kreisliga und in der Folgesaison direkt in die Bezirksliga weiter. Nach dem Klassenerhalt im ersten Jahr folgte dann der Aufstieg in die Landesliga, die auf einem respektablen vierten Platz abgeschlossen wurde. Damit scheiterte allerdings der Aufstieg in die Verbandsliga, auch wurden solche Höhen in der Folge von den „Auslandspolen“ nie wieder erreicht.
In der gleichen Saison (1993/94) scheiterte Polonia denkbar knapp an der Qualifikation für den DFB-Pokal. Erst im Finale des ODDSET-Pokals war nach einem 1:3 gegen Raspo Elmshorn Endstation. So weit hat es vorher und nachher kein Verein mit Migrationshintergrund mehr im Hamburger Pokal mehr geschafft. Wo Polonia wohl heute wäre, wenn damals der Sprung auf die große Bühne des Fußballs geklappt hätte?
Die Realität 2018 heißt allerdings „Holzklasse“, also Kreisklasse 8 und der Spielort ist einer dieser klassischen Hamburger Grandplätze. Eine absolut charmante Anlage, die in der Straße „Finkenau“ zu finden ist – allerdings sind die Hartplätze an der Elbe inzwischen auch eher vom Aussterben bedroht. Einerseits weil solche innerstädtischen Filetstücke heiß begehrtes Bauland für Luxusapartments sind, andererseits bedeutet ein Wechsel auf Kunstrasen konkurrenzfähig zu bleiben. Noch staubt und knirscht es aber mächtig, wenn bei Polonia dem Ball hinterher gejagt wird. Mit einem kühlen „Piwo“ in der Hand wird um 10:45 Uhr Fußballromantik genossen.
Die Schönheit der A-Klasse Allgäu 6Weidachsportplatz Füssen, 02. April 2018, FC Füssen II - SG Geisenried 1:1
1. Fussball-Club Lichtenfels von 1906 vs. 1. Sportclub FeuchtKarl-Fleschutz-Sachs-Stadion, 07.04.2018, Endstand 2:2
Obwohl ich privat bedingt schon unzählige Male durch Lichtenfels durchgefahren bin, hatte ich es bisher doch nie auf die Kette bekommen, mal beim hier heimischen 1. FC vorbeizuschauen. Dabei verfügt die Deutsche Korbstadt mit ihren rund 20.000 Einwohnern nicht nur über eine hübsche Altstadt, sondern auch über eine kleine Stadionperle. Anlass für den neuerlichen Besuch in Lichtenfels war das Ragnarök, ein zweitägiges Metalfestival.
Praktischerweise liegt das Karl-Fleschutz-Stadion auch direkt neben der Lichtenfelser Stadthalle, dem Veranstaltungsort des Events. So wird de facto nur eine interessante Band verpasst und dafür bei herrlichem Frühlingswetter ein toller Ground geentert. In der Landesliga ist oftmals eine Tribüne das höchste der Gefühle, hier aber gibt es ein Stadion beinahe mit Vollausbau: Haupt- und Gegentribüne sind überdacht und würden für die meisten Regionalligisten locker ausreichen, auch der südliche Hintertorbereich bietet zumindest eine kleine Stehterrasse.
Ich ging vor der Partie davon aus, dass sich vielleicht zehn schwarze Gestalten hierher verirren würden, schließlich sind die fußballaffinen unter den Metallern doch eher rar gesät. Naja, man muss überholte Denkmuster wohl auch mal ad acta legen können. Bis zum Anpfiff sammeln sich jedenfalls mindestens 50 von diesen und gemeinsam wird ein netter „schwarzen“ Block gebildet.
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Holstein Kiel Feed1912FM Feedliga2-online.de Feed17. Februar 2019 |