1. Fußballclub Magdeburg vs. Kieler Sportvereinigung Holstein 2018/201910. Februar 2018, MDCC-Arena, Endstand 1:1 Das Spiel in Magdeburg läutet das Ende der englischen „Burg“-Woche ein. Nach dem sehr bitter verlorenem DFB-Pokal-Spiel gegen den FC Augsburg am vergangenen Mittwoch, liegt der Fokus wieder auf der Liga. Auch wenn die Kieler Ambitionen weniger auf Platz drei zielen, so ist dieser Im Vorfeld der Begegnung noch drin. Dazu müsste allerdings ein 4:0 her. Im Grunde genommen reicht es auch, einfach nicht den Anschluss zum Spitzenfeld zu verlieren, um sich relativ früh des Klassenerhaltes sicher sein zu können.
Die Umstände wollen, dass ein Teil der CCK-Reisegruppe im heimatlichen Schleswig-Holstein Dienst schieben muss. So reist der nicht mit dem Bus anreisende Teil kurzerhand einen Tag eher an, lässt es sich noch ein bisschen gut gehen und erkundet das Magdeburger Nachtleben. Tatsächlich lässt sich feststellen, dass Magdeburg durchaus einzwei nette Ecken aufzuweisen hat. Aufgrund der Lage an der Elbe beim nächsten Mal aber bitte im Frühjahr oder Sommer, liebe Spieltagsplaner. Verwundert hat nur der kleine Gruß auf dem Kissen des Magdeburger Hotels.
DFB-Pokal-Achtelfinale: Kieler SV Holstein vs. Fußball-Club Augsburg6. Februar 2019, Endstand 0:1
Puh... wie soll man anfangen? Am Besten mit der schlechten Nachricht zuerst. Holstein hat den Einzug ins Viertelfinale nicht geschafft. Ein Umstand, den man vor Anpfiff akzeptiert hätte. Zumindest unter der Einschränkung, dass man sich wenigsten gut verkaufen solle. Damit wären wir schon beim nächsten Punkt: Gut verkauft hat Holstein sich auch.
Schließlich war die Erwartungshaltung auch ein wenig gestiegen, da am Vorabend mit Heidenheim und dem HSV zwei Zeitligisten den jeweils Ligahöheren aus dem Wettbewerb geschossen haben. Dazu hat Werder Bremen den Aspiranten auf den Meistertitel Borussia Dortmund die Chancen auf das Double zunichte gemacht. Warum also nicht ebenfalls für eine kleine Überraschung sorgen und nach 2011, als Holstein noch viertklassig war, ein zweites Mal ins Viertelfinale einziehen?
Ein magischer Abend ist es immerhin geworden. Meterweise glänzende Folie zieren die Banden. Dazu bei Einlauf der Mannschaften rote und blaue Folien in Publikum, auf der Westtribüne wie auch im Gästeblock, der ebenfalls eine kleine Choreo zeigt, pyrotechnische Untermalung. Weiteres Highlight: Die geschlossene Osttribüne. Auch wenn es nur ein Provisorium für das Provisorium ist – es steigert das „Stadionfeeling“ immens. Wir sind gespannt, wie das echte Provisorium aussehen wird.
Gespannt geht es auch in die Partie. Das Spiel gegen Regensburg, das relativ souverän gewonnen werden konnte, im Rücken, treten die Störche von Beginn an selbstbewusst auf. Und damit können die Gäste überhaupt nicht umgehen. Bereits nach wenigen Minuten wird deutlich, dass die Partie weitestgehend auf Augenhöhe stattfindet. Völlig unbeeindruckt vom Gegner lässt Holstein eine Angriffswelle nach der anderen auf das Augsburger Tor prasseln. Der Unterhaltungsfaktor für das Kieler Publikum entsprechend groß. Nur ins Tor will der vermaledeite Ball einfach nicht. Die Chancenverwertung lässt einen sich die Haare raufen. Und trotzdem macht das Spiel richtig Spaß. Beschwingt legt sich vermutlich die Mehrheit der Heimanhängerschaft fest: In Halbzeit zwei klingelt es im Augsburger Kasten. Das Ding lassen wir uns nicht nehmen. Kieler SV Holstein vs. Sport- und Schwimmverein Jahn Regensburg3. Februar, Endstand: 2:0
Als hätte der Kieler Winter gewusst, dass es ein schöner Tag wird, hat er nach einer doch recht trüben Woche am Sonntagmorgen die Sonne ausgepackt. Entsprechend beschwingt wirkt das Kieler Publikum beim Eintreffen am Stadion. Sicherlich auch, weil das letzte Heimspiel 2018 Sorge dafür getragen hatte, dass dem Heimspielauftakt 2019 sehnlichst entgegengefiebert wurde.
Zwar ließ einem der Start ins Jahr 2019 mit dem gerade noch „geretteten“ Punkt auswärts gegen Heidenheim ein bisschen mit gemischten Gefühlen zurück, an Optimismus mangelt es vor dem Spiel gegen den SSV Jahn dennoch nicht. Teile des zum Stadion strömenden Publikum ist vom Heimsieg überzeugt und diskutiert lediglich über die Höhe des Ergebnisses.
Doch bevor der Kampf gegen die Donaustädter geht, steht der Kampf mit den Tränen an. Es mag sein, dass siebeneinhalb Jahre bei einem Verein keine absolute Ausnahme sind, aber es gibt diese Spieler, die sich so sehr in die Herzen des Publikums spielen, dass keiner sie gehen lassen will. Und zu diesen Spielern gehört Patrick Herrmann, dem an diesem Tag nochmal ein großer Bahnhof gemacht wurde. Kaum ein Auge bleibt trocken. Nicht einmal bei ihm selbst. Das „Patrick Herrmann“, gerufen aus rund 8.000 Kehlen, ist vermutlich noch auf dem Ostufer zu hören. Und dann ist sie vorbei, die Ära Herrmann bei Holstein Kiel. Bei seinem nächsten Besuch wird er ein anderes Blau (oder schlimmstenfalls Orange) tragen. Doch wir Kieler können uns vermutlich sicher sein: im Herzen wird er immer blau-weiß-rot bleiben.
Dann heißt es Tränen trocknen und anschnallen. Zwar braucht das Spiel ein paar Momente um Fahrt aufzunehmen, doch nach 12 Minuten sorgt Neuzugang Lazlo Benes mit der Vorlage und Kingsley Schindler mit dem Treffer zum 1:0 für Jubel auf den Rängen.
Wenige Minuten später hat Mühling die Chance zu erhöhen, verpasst das Netzt aber nur knapp. Wer aber glaubt, Regensburg steht nur daneben und schaut zu, hat sich getäuscht. Bis zum Ende der ersten Hälfte macht der SSV der Kieler Defensive ordentlich Arbeit. 1. Fussballclub Heidenheim 1846 vs. Kieler SV HolsteinAlbstadion/Voith-Arena, 30. Januar 2019, Endstand 2:2
Die "Restrunde" mit einer Englischen Woche zu starten ist ja schon einmal recht seltsam, die Auswärtsfans dann allerdings auch noch mit einer Tour von 750 Kilometern pro Strecke zu beglücken, ist wohl bezeichnend für das Denken in Verbänden. So stand es schon im Vorwege fest, dass es nicht jeder auf die Schwäbische Alb schaffen würde. Umso mehr erfreute es, dass der Gästeblock sich nicht nur akustisch gut bemerkbar machen konnte, sondern während der 90 Minuten sogar die meiste Zeit den Ton angab. Top!
Die Bewertung des Geschhens auf dem Feld fiel schon deutlich schwerer. Nach nur vier Minuten sorgte Jonas Meffert per Kopfball für großen Jubel in blau-weiß-rot. Der perfekte Start in Pflichspieljahr wurde drei Minuten später allerdings schon wieder relativiert: Heidenheim nutze die Löcher in der Kieler Defensive und Glatzel schob zum Ausgleich ein. Nur sieben Minuten später legte Dehm den Ball zurück, die Abstimmung mit Dominik Schmidt klappte aber eher nicht, was der Heidenheimer Thomalla zum 2:1 nutzte.
Ladies and Gentlemen, the Fußballgott has left the stadium.Dass ein Spieler ewig bei einem Verein bleibt, kommt im modernen Fußball eigentlich nicht mehr vor. Trotzdem gibt es in jedem Team diesen einen, wo jeder hofft, dass es doch noch möglich ist. Für alle Holstein-Fans, so auch für CCK, war dies Patrick Herrmann. Das "war" schmerzt, aber ist seit gestern Realität. Der Fußballgott hat das Holstein-Stadion verlassen. Ohne dass es ein Abschiedsspiel für Herrmi gegeben hätte oder wenigstens eine Ehrenrunde - einfach weg. Es ist nicht einfach ein Spieler der gegangen, für viele ist ein Stück Holstein weggebrochen. Es fühlt sich ein bisschen so an wie der 2. Juni 2015, 90. Minute plus 1 - es lässt alle Holstein-Fans mit einer unangenehmen Leere zurück.
Das was bleibt, ist mehrere Zentner schwerer Dank für hunderte wunderbarer Grätschen, die Erinnerung an einen der Besten im Holstein-Trikot und Respekt an einen absolut korrekten Menschen. Mach es gut, Herrmi! Wir beginnen dann mal mit dem Bau der Statue.
Als Erinnerung gibt es das Kapitel 73 aus "111 Gründe, Holstein KIel zu lieben": „Weil ich dann nicht mehr gegen Patrick Herrmann spielen muss...“
Als Milad Salem 2015 nach Kiel wechselte, wurde er von einem Journalisten gefragt, was der Hauptgrund für den Wechsel an die Förde gewesen sei. Statt den üblichen Standardfloskeln „tolle Perspektiven“ und „großartige Bedingungen“ sorgte der Afghane mit seiner Aussage für Schmunzeln bei den Anwesenden: „Damit ich nicht mehr gegen Patrick Herrmann spielen muss.“ Die Duelle mit dem Rechtsverteidiger der Kieler seien immer die unangenehmsten gewesen. Für einen Defensivspieler war dies natürlich ein kleiner Ritterschlag. Vom Kieler Publikum hatte er schon vorher die höchste Auszeichnung von allen erhalten: Fußballgott.
Bei seinem Wechsel zu den Störchen hätten wohl nur wenige damit gerechnet, dass sich der Mann, der seine ersten fußballerischen Schritte beim TSV Wipshausen gemacht hatte, zum absoluten Liebling des Publikums entwickeln würde. Beim VfL Osnabrück war Herrmann in die Zweite abgeschoben worden und wechselte am 1. Juli 2011 ablösefrei an die Förde. „Damals hatte ich persönlich eine schwere Zeit“, erzählte Herrmi rückblickend. „Eigentlich wollte ich nie weiter runter als 3. Liga, wusste aber vom Potenzial. So war Kiel mein Auffanglager“.
Und dort gehörte er aber von Beginn zur Stammformation der Störche, sein Debüt im Holstein-Stadion gab er am 30. Juli 2011 – DFB-Pokal gegen Energie Cottbus. Das Publikum fand schnell großen Gefallen, an dem Mann mit der vorbildlichen Einstellung auf dem Platz. Und der schaffte gegen Energie gleich etwas, was sonst nicht zu seinen Spezialitäten zählte: ein Tor! Ansonsten war sein Trumpf Zuverlässigkeit und Beständigkeit. In seiner ersten Saison an der Förde musste er nur ein Spiel pausieren. Auch in der Folgesaison war er aus dem Defensivverband der Stammformation nicht mehr wegzudenken. Und auch offensiv drehte er für seine Verhältnisse richtig auf. Mit einem Treffer gegen seinen alten Verein Hannover 96 II und einem gegen den BSV Schwarz-Weiß Rehden brachte er es auf zwei Saisontore. Keine Frage, dass der Zwei-Jahres-Vertrag verlängert wurde – zudem ging es hoch in Liga 3, das was er mindestens wollte.
Und auch dort brauchte Herrmi keine Abtastphase. Ganz im Gegenteil: Nach 37 Partien in der Saison 2013/14 wählte ihn der kicker zum besten Rechtsverteidiger der Liga. Kompromisslos, aber nie unfair – so unbeliebt er bei den gegnerischen Spielern war, so sehr begann das eigene Publikum ihn zu feiern und zu „vergöttern“. Inzwischen war ihm ein besonderes Privileg zuteil geworden. Wenn immer der der Stadionsprecher ausrief: „Mit der Nummer 19, Paaatrick...“, kam prompt die Antwort der Fans: „Herrmann, Fußballgott.“ Ein Titel, der an der Küste wahrlich nicht inflationär vergeben wird. Gerade gegen vermeintliche Topteams drehte der Defensivmann mit der windschnittigen Frisur besonders auf. Die Sprechchöre mit seinem Namen schallten dann immer wieder durch das Holstein-Stadion. Er lief Spiel für Spiel auf, brachte einfach immer wieder seine Leistung und räumte einen nach dem anderen Gegenspieler ab.
Auch wenn er selbst kompromisslos zu Werke ging. Ließ er sich von seinen Gegenspielern niemals provozieren oder griff gar zu „dreckigen“ Mitteln. Das unterstreicht auch eine Statistik, die den Spieler Patrick Herrmann hervorragend beschreibt: In seiner gesamten Karriere erhielt er bis dato 47 Gelbe Karten, 2 mal Gelb-Rot, aber niemals eine Rote Karte. Dies brachte ihm ebenfalls den Respekt seiner Gegenspieler ein. Und abseits des Platzes? Da ist über den Familienmenschen und Hobbypianisten nicht viel zu hören. Skandale? Fehlanzeige. Olé España 2019Das Ausfüllen des Urlaubsantrags im Dezember ist eine doppelte Freude: Zum einen weil dank Resturlaub 2018 noch nicht die „neuen“ Urlaubstage 2019 angebrochen werden müssen, zum anderen wurde die Wahl der Destination vom Lieblingsverein abgenommen. Und nach Spanien wird den Störchen doch gerne hinterher gereist. Der Ort für Holsteins Wintertrainingslager ist Oliva Nova, ähnlich wie La Manga im Jahr zuvor eher ein Retorten-Ort für Touristen, dafür aber nur eine Stunde von Valencia entfernt, was ein Plus an Kultur, Kulinarik und guten Kicks bedeutet. Und eigentlich ist schon die Aussicht das trübe, norddeutsche Wintergrau gegen ein wenig Sonnenschein zu tauschen, ein guter Grund die Flüge zu buchen. Dazu wird noch ein Apartment gemietet (die Auswahl an guten Lebensmitteln lädt auch mal zum Selbstkochen ein) und ein Mietwagen gebucht – schon geht die Vorfreude los und man beginnt den Klassiker von Michael Schanze und der Nationalmannschaft zu summen: Olé España!
Sonntagmorgen wird der Wagen am Helmut-Schmidt-Airport abgestellt und mit Zwischenstopp Düsseldorf und die spanische Mittelmeerküste relativ entspannt gereicht. So bleibt nach dem Einkauf der Grundausstattung im Supermercado sogar noch Zeit, beim Training der KSV vorbeizuschauen. Die Besuche beim Training sollten in den folgenden Tagen zu einem festen Ritual werden. Insgesamt viel wirklich auf, wie sehr es Coach Tim Walter schafft, die Jungs zu motivieren - hätten vor einem halben Jahr auch die wenigsten gedacht. Auf der Anlage, die wohl die beste von denen ist, auf der die Störche bisher ihre Winter verbringen durften, sind schon einige bekannte Gesichter auszumachen.
Während die Profis auf dem Rasen schwitzen, lässt man es selbst ruhig angehen. Schließlich wollen die ersten Sonnenstrahlen gebührend genossen werden. Danach geht es in den kleinen Hafenort Gandia – zwischen freundlich-lauten Einheimischen werden in einer kleinen Bar die ersten Tapas und eine kühle Cerveza genossen. Danach ist Zeit fürs Bett – in der noch recht kühlen Mietwohnung unter einem Stapel von Decken. In den Tagen danach sollte die Heizung dann gegen die teils frostigen Nächte ankommen.
Am Montag hieß es Testspiel, Holstein international, Teil 1. Davor wurde allerdings ein wenig die Umgebung erkundet. Unter anderem ging es in die wunderschöne, kleine Hafenstadt Dénia, die neben den verwinkelten Gassen und dem Castillo de Denia (einer ehemals maurischen Festung) vor allem durch die tierischen Einwohner punkten konnte. Sind Eichhörnchen, die Datteln essen, eigentlich Dattelhörnchen?
Nach dem Erklimmen der Festungsanlage hieß es aber schnell zurück nach Oliva Nova, unterwegs noch ein paar Empanadas geshoppt und ab zu Holstein Kiel gegen KV Mechelen. Gegen den den aktuellen Zweiten der 2. Belgischen Liga gab es ein zufriedenstellendes 2:0 durch Tore von Serra und Okugawa. Auch die mitgereisten Nachwuchsstörche machten sich gut und bekamen viel Spielzeit. Die Laune war zu diesem Zeitpunkt durchweg positiv.
Am Dienstag ging es nach nach dem Interview mit Stefan Thesker und Janni Serra (zu lesen hier) nach Calp, ein Ort der mit einem riesigen Kalkfelsen im Meer direkt vor der Stadt und einer Saline, in der Flamingos wild leben, punkten kann. Wäre alles sehr charmant, wenn es den Massentourismus nicht gäbe. Highlight des Tages ist dann die selbstgemachte Paella – feines Teil.
Moixent hieß das Ziel am Mittwoch - das kleine Städtchen erlangte Bekanntheit durch den „Krieger von Mogente“, einer um 500 v. Chr. entstandenen Figur, die 1931 bei Ausgrabungen entdeckt wurde. Über einen steilen Pfad ging es von der Kirche San Pedro Apóstol, von der ein süßlicher Weihrauchduft verströmt wurde, hoch zum Torre Mora (wo es dann nach wildem Rosmarin roch). Anstrengend, aber als Lohn gibt es einen schönen Ausblick auf die Stadt und die alte iberische Festung.
In der Zwischenzeit hatte es eine zweite Kieler Delegation auf die Iberische Halbinsel geschafft – der Umweg über Madrid hatte seine Gründe dabei nicht nur im drohenden Streik einer irischen Billigfluglinie.
Estadio Santiago Bernabéu, 9. Januar 2019, Endstand 3:0
Da bis kurz vor Abflug nicht klar war, ob der Ryanair-Flug nach Valencia auch dem berechtigten Streik der spanischen Flugbegleiter*innen zum Opfer fallen würde, wurde kurzerhand eine Alternative ausgegraben, schließlich bot Star Alliance Mitglied Iberia noch einen Flug nach Madrid für unter 50€ an. Zufällig bestritt der von einigen Fußballkundigen als „größter Verein der Welt“ bezeichnete Club am Ankunftsabend noch ein mehr oder weniger wichtiges Spiel im spanischen Pokal gegen die Vorstädter von CD Leganés. Sicherlich kein Spiel, von dem man seinen Kindern noch erzählen würde, gleichzeitig aber eine preisgünstige Chance, einmal ein Spiel im Bernabéu zu sehen. Schließlich könnte man eben diesen Kindern ebenso nicht erzählen, irgendeinen osteuropäischen unterklassigen Kick, aber nie ein Heimspiel von Real Madrid gesehen zu haben.
Iberia setzte pünktlich im Madrid auf, der Mietwagen konnte nach ein paar Sprachbarrieren auch angeschmissen werden. Der Weg zum Hotel durch die hauptstädtische Rushhour war im Anschluss ein kleines Abenteuer für sich, verstopfte Straßen, riesige Kreisel, wo man öfters von mutigen anderen Verkehrsteilnehmern geschnitten wurde und die tickende Uhr sorgten für ein wenig Spannung. Wenig später waren die überraschend günstig geschossenen Zimmer im Gerner-Hotel bezogen und ab ging’s zu Fuß die 20 Minuten Richtung Bernabéu. Erst im letzten Moment tauchte es zwischen den Häusern auf und ragte doch ziemlich in die Höhe. Die billigen Plätze lagen passender Weise auch ganz oben, sodass vor dem Blick ins Rund noch ein beschwerlicher Weg über Treppen und Rolltreppen angetreten werden musste. So ziemlich jeder Fußballinteressierte dürfte das weite Rund aus diversen Fernsehübertragungen kennen, dennoch hatte man schon oft die Erfahrung gemacht, dass die Eindrücke vor Ort sich doch deutlich von den erwarteten Bildern unterscheiden, so auch hier. Einfach ein riesiges, beeindruckendes Rund, auch wenn heute nicht die ganz große Fußballbühne geboten wurde.
Das Bernabéu ist mittlerweile fast 72 Jahre alt und fasst um die 81.000 Zuschauer. Jahrzehnte zuvor strömten auch schon einmal 125.000 Zuschauer auf die Tribünen, im Zuge der Umwandlung von Stehplätzen in Sitzplätze und einiger anderer Entwicklungen sind es dieser Tage etwas weniger, die natürlich in Champions-League-Spielen und bei Duellen gegen Barcelona oft fünffach verkauft werden könnten. Zum Pokalspiel waren lediglich die Hälfte dieser Plätze besetzt und das bei Preisen von 15€ in der günstigsten Kategorie.
Ein ähnliches Interesse an diesem hatte auch die sportliche Leitung der „Königlichen“, sodass nicht die ganz große Kapelle auf dem Rasen stand. Der Gast aus Leganés spielt seine dritte Saison in Spaniens Primera Division und taucht wenig überraschend eher in der unteren Tabellenhälfte auf. Der Außenseiter wurde von etwa 500 Gästen unterstützt, die von Real im obersten Rang einquartiert wurden und ab und zu auch zu vernehmen waren, allerdings ohne im Gedächtnis zu bleiben. Auf Heimseite sorgten etwa 1000 komplett in weiß auftretende Fans hinter dem Tor für etwas Stimmung. Die „Grada Fans“ wurden vom Verein im Jahre 2014 gegründet, dadurch sollte ein Stimmungsloch verhindert werden, das nach dem Rausschmiss der rechtsextremen Gruppe der „Ultras Sur“ die Stimmung im Bernabéu erwartet worden war. Fans im diesem Sektor bezahlen das Stadionerlebnis nicht nur mit wenigen Euros, sondern eben auch mit zwingender Kleiderordnung und personalisierten Tickets.
Eine kleinere Gruppe der ehemaligen Ultras sorgte dennoch für etwas Stimmung von einem der oberen Ränge, keine Ahnung, ob dies ein regelmäßiges Phänomen darstellt oder diese Leute das schwache Interesse nutzten, um eine größere Anzahl an Tickets zu kaufen, was so im Ligaalltag eher selten möglich sein dürfte. Unten auf dem Feld mühte sich der Gast vergeblich gegen die Übermacht von Real. Madrid musste nicht allzu viel Aufwand betreiben, nach einem Strafstoß kurz vor der Halbzeit und der Führung durch Ramos war die Messe gelesen, Vázquez und Vinicius Junior sorgte für ein standesgemäßen 3:0 im zweiten Durchgang.
Deutlich enttäuschender war im Anschluss allerdings der Fakt, dass der Weg vom Stadion zum Hotel keinerlei Kneipe bereithielt, auch die Hotelbar schenkte nicht mehr aus, eigentlich unfassbar.
Fußball, Fußball, Fußball hieß es dann auch am Donnerstag - aber Zeit für einen kleinen Bummel durch die Altstadt von Oliva und ein kurzer Trip zu den nahegelegenen Thermalquellen war trotzdem. :)
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